Bonner Querschnitte 13/2007 Ausgabe 42

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Hitler zerstörte Ehe und Familie durch seinen Rassenwahn

Rechtsradikale stellen das Volk über die Familie und sind frauenfeindlich

Presseerklärung des Instituts für Lebens- und Familienwissenschaften des Treffs Christlicher Lebensrechts-Gruppen

(Bonn, 12.09.2007) Angesichts der gegenwärtigen Diskussion über vermeintliche Familienwerte im Nationalsozialismus erklärte der Leiter des evangelikalen Instituts für Lebens- und Familienwissenschaften des Treffs Christlicher Lebensrechts-Gruppen, der Theologie und Soziologe Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher:

Wie ich in meinem Buch „Hitlers Kriegsreligion“ nachgewiesen habe, sah Hitler in dem Vater nur den Krieger, kannte also keinerlei Betreuungsaufgabe des Vaters für die Kinder, und verstand die Rolle der Mutter rein biologisch als Gebärerin und Pflegerin, um das Überleben des Nachwuchses und damit des Volkes und der Rasse zu sichern. Die eigentliche Erziehungsaufgabe und Betreuungsaufgabe sah er (national-)sozialistisch beim Staat, weswegen er Kinderbetreuungseinrichtungen, Jugendverbände und Schulen gleichschaltete, die Kinder möglichst früh in NS-Organisationen zwang und mit ‚Kinderlandverschickungen‘ und ähnlichen Aktionen längere Zeit von den Eltern trennte. Die Familie selbst wurde gegenüber Staat und Partei entrechtet. In Ratgebern wurde Müttern geraten, früh abzustillen und auch sonst die Kinder möglichst wenig zu betreuen, damit sie stark würden. Hatten die Mütter erstmal Kinder zur Welt gebracht, konnten sie ruhig in der Kriegsindustrie arbeiten. Abtreibung der nicht Rassereinen war selbstverständlich, das sonstige Abtreibungsverbot diente nicht dem ungeborenen Leben, sondern dem Rassenkrieg.

Der Nationalsozialismus war am verbreiteten Zusammenbruch der Familie schuld, da er 1. alle nichtarischen Familien bekämpfte, bis hin zur physischen Ausrottung; 2. angeblich rassische Mischehen zur Auflösung zwang und tief in das Menschenrecht auf freie Partnerwahl eingriff; 3. alle arischen Familien nicht mehr an irgendwelchen Familienwerten maß, sondern allein an ihrer Bedeutung für Volk, Rasse und Krieg; 4. die Rolle der Mütter auf eine biologische reduzierte und für die gefühlsmäßig-seelische Seite der Elternschaft und das Selbständigwerden als Erziehungsziel nur Hohn und Spott übrig hatte; 5. die Kinder den Eltern möglichst früh entfremdete und in nationalsozialistischen Organisationen neuen ‚Vorbildern‘ und Autoritäten unterstellte; 6. durch den Rassekrieg überhaupt erst die ‚vaterlose Gesellschaft‘ (Mitscherlich) hervorbrachte und nicht nur in Deutschland, sondern auch bei den Kriegsgegnern Millionen Familien zerstörte und das bewusst in Kauf nahm; 7. die Bedeutung der Ehe hintan stellte, indem er den Gedanken eines ‚Kindes für den Führer‘ auch ohne feste Beziehung zu dem biologischen Vater (z. B. einem SS-Offizier) propagiert, was die Grundlage des Lebensborngedankens war, und 8. Hitler verbal sehr frauenfeindlich war.

Viele Familien zerbrachen am Nationalsozialismus und der Krieg riss viele Familien auseinander und stellte sie vor unlösbare Probleme. Das alles war dem Nationalsozialismus gleichgültig, weil der vorgebliche ‚Lebenskampf‘ immer Vorrang hatte. Die Bereitschaft der Eltern und Mütter, ihre Kinder für Deutschland zu opfern, war ganz antifamiliär, denn damit war der Staat und sein Krieg wichtiger, als der elterliche Wunsch, das Leben der Kinder zu schützen.

Erfahrungen mit Rechtsradikalen heute zeigen, dass auch ihr Rassismus trotz häufiger Anrufung bestimmter Familienbilder familienzerstörerisch ist. Zum einen gilt das Familienglück immer nur für die Angehörigen des eigenes Volkes bzw. der eigenen Rasse, zum anderen stehen Volk und Staat über der Familie und die Familienpolitik muss im Dienste der eigenen Ideologie Wohl und Wehe der Familien planen, statt den Eltern die Verantwortung für die Kinder zu überlassen.

Download:

Initiates file downloadHitler zu Ehe, Familie und Erziehung im Dienst des nationalsozialistischen Rassenwahns. Auszug aus: Thomas Schirrmacher. Hitlers Kriegsreligion

Literaturhinweis:

Thomas Schirrmacher. Hitlers Kriegsreligion. Die Verankerung der Weltanschauung Hitlers in seiner religiösen Begrifflichkeit und seinem Gottesbild. 2 Bände. VKW: Bonn, 2007. 1220 Seiten. Pb. ISBN: 978-3-938116-31-9. 99,00 EUR

Das Buch kann im Internet bei Opens external link in new windowwww.genialebuecher.de bestellt werden.

Vgl. auch die zum Buch erschienenen Pressemeldungen Opens external link in new windowBQ 38a und Opens external link in new windowBQ 38b.

Dokumente

BQ0042_01.pdf