Bonner Querschnitte 10/2012 Ausgabe 204
ZurückVon der groÃ?artigen Idee der Menschenrechte
(Bonn, 14.04.2012) Sie sollen vereinende Funktion haben, lösen aber weltweit heftige Diskussionen aus: die Menschenrechte. Der Theologe Thomas Schirrmacher schreibt in seinem neuen Buch âMenschenrechte: Anspruch und Wirklichkeitâ über die Würde und Freiheit des Menschen â und sucht dabei deren Ursprung im Christentum.
Alle Menschen sind frei und gleich: Auf rund 100 Seiten erklärt Schirrmacher, der auch Sprecher für Menschenrechte der âWeltweiten Evangelischen Allianzâ ist, dass die Umsetzung der Menschenrechte oftmals nicht dem angedachten Ideal entspreche. Das macht der Religionssoziologe schon in den ersten Kapiteln seines neuen Buches klar. Er erläutert dort, dass die Menschenrechte heute umstrittener sind denn je. Es fehle nämlich eine gemeinsame Basis. Jede Nation bringe eine eigene Geschichte mit, jeder Staat eigene Gesetze, jedes Problem eine einzigartige Härte.
Allein die Vielfalt der Institutionen zeige schon, dass das Feld der Menschenrechte groà ist. Zwar setzten sich Einrichtungen wie der Europarat, der Internationale Strafgerichtshof und der UN-Sicherheitsrat für die Wahrung dieser Rechte ein, jedoch haben alle einen unterschiedlich groÃen Handlungsspielraum. Und dieser wirkt sich auch auf die Handhabung aus. Denn trotz der Zielsetzungen und des Einsatzes der Einrichtungen würden Menschen noch immer ihrer Würde und Freiheit beraubt, verfolgt, unterdrückt und ausgebeutet.
âFür Christen selbstverständlichâ
Das Buch aus der Reihe âKurz und bündigâ des SCM Hänssler-Verlags verspricht, kompakt und fundiert über die âgroÃartige Idee der Menschenrechteâ zu informieren. Der Theologe erklärt nicht nur die einzelnen Institutionen, die sich derzeit mit Menschenrechtsfragen befassen, sondern er geht auch auf den Ursprung dieser Rechte ein. Diese seien ein Produkt der europäischen Geistes- und Religionsgeschichte. âDie Existenz von Menschenrechten ist also prinzipiell ein christlicher Gedanke, der in der überragenden Würde jedes einzelnen Menschen als Ebenbild des Schöpfers wurzelt.â Im modernen Menschenrechtsverständnis sei es schlieÃlich zu einer Säkularisierung von christlichen Auffassungen gekommen, einer Vermischung von Calvinismus und Aufklärung.
Die Menschenrechte seien heute für die meisten Christen Selbstverständlichkeiten. Denn als Grundlage gelte: âMenschen, und zwar alle Menschen, nicht nur die Christen, sind Geschöpfe Gottes und Ebenbilder Gottes haben deswegen eine unglaubliche Würde, die allem anderen vorausgeht.â Diese Würde sei unabhängig davon, ob ein Mensch Christ ist. Die Begründung der Menschenrechte in christlicher Hinsicht sei schon in der Schöpfungsgeschichte zu verorten: Denn vor Gott sind alle Menschen gleich. So müsse auch ein Staat unabhängig von dem Ansehen einzelner Menschen Recht sprechen.
Menschenrechte und Islam
Schirrmacher widmet sich in seinem Buch nicht nur dem Christentum. Auch der Islam ist Teil seiner Ausführungen. Dieser sei die einzige Religion, die sich mit Menschenrechten âfür alleâ noch schwer tue, etwa für Frauen und Ungläubige. Zwar spricht sich die islamische âKairoer Erklärung für Menschenrechteâ, die von 57 Staaten der Islamischen Konferenz unterzeichnet wurde, für deren Einhaltung aus, in der Praxis jedoch gälten diese nicht. âMit dem Islam als Religion hat dies nicht viel zu tun, sondern mehr mit den gewachsenen Machtverhältnissenâ, stellt der Buchautor fest. Die Mehrheit der islamischen Staaten werde von Diktatoren oder von auf Lebenszeit gewählten Autokraten geführt. Gemessen würden die Menschenrechte an der Scharia.
Ewig und unabänderlich
Im Juden- und im Christentum sei das âDenken für die irdische Welt ein Denken in Rechtsstrukturenâ, schreibt der Theologe. Der Staat sei ein Rechtsstaat, die politische Ordnung eine Rechtsordnung. âWas der liberale Protestantismus einst eher belächelte oder kritisierte, weil er ein gesetzfreies Christentum wünschte, bestimmt heute längst unseren Alltag: das gemeinsame Leben wird vom Recht und Gesetz zusammengehalten.â
Schirrmacher hält daher fest: ââMenschenrechte gelten als ewig, unabänderlich und universalâ. âAmenâ, will man da ob der religiösen Sprache sagen.â (pro)
Quelle: www.pro-medienmagazin.de/buecher.html
Bibliografische Angaben:
· Thomas Schirrmacher. Menschenrechte. Anspruch und Wirklichkeit. SCM Hänssler: Holzgerlingen. 128 S., ISBN 978-3-7751-5379-9. 7,95 ⬠[D].
Downloads:
· Flyer âKurz & Bündigâ (pdf)
· Artikel zum Buch in proKOMPAKT (pdf)
· Cover (jpg)